Ich spiele nicht wirklich viel. Ein Spiel, dass ich aber manchmal spiele ist Quake 3. Für die Mitglieder der Rechtskomission des Ständerats bin ich jetzt schon ein Amokläufer. Ich habe mich über den Entscheid, diese Spiele ganz verbieten zu wollen ziemlich genervt.
Zuerst: Auch ich bin für einen strikten Jungendschutz. Genau wie eine Flasche Wodka gehört GTA nicht in die Hände von Kindern. Ich bin auch einverstanden, dass man Händlern, welche solche Spiele verkaufen, mit Sanktionen belegt.
Ich bin aber schon lange 18 gewesen. Ich kann an der Urne meine Stimme abgeben, ich darf Auto fahren und ich darf unter Umständen sogar eine Waffe kaufen. Wäre ich in der Armee, hätte ich sogar eine daheim.
Jetzt wollen mir aber diese Experten vorschreiben, was ich spielen darf und was nicht. Dieser Entscheid ist rein populistischer Natur. Es sind bald Wahlen und so wollen diese Politiker eben mit den Emotionen spielen. Genau wie Minarette, Saläre von Managern oder Straftaten regt dies die Leute an. Es ist doch schön zu sagen, dass man jetzt eine Lösung für die Jungendgewalt hat. Dabei sind solche Spiele allenfalls ein kleines Element. Es gibt keinen Beweis, dass ein solches Spiel direkt für erhöhte Gewaltbereitschaft verantwortlich sind.
Die wohl meist älteren Wähler klatschen Beifall und schreiben diese Politiker auf die Wahlliste. Lösen sie aber ein Problem mit einem Verbot? Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, so war das Verbotene immer am attraktivsten.
Aber stellen wir uns doch einmal eine einfache Frage: Wie viele Personen sind durch solche Spiele direkt oder indirekt verletzt worden oder sogar gestorben? Gewiss, jede Person ist zuviel. Mit der CD von Counter-Strike kann man aber niemanden erschiessen, mit einer Waffe, die man relativ einfach kriegt, aber schon. Auf der anderen Seite könnten wir uns überlegen, wie viele Personen durch den Konsum von Alkohol verletzt wurden oder umkamen?
Kein Politiker würde aber ein solches Verbot fordern. Das wäre schliesslich nicht populär beim Wähler.
Es wäre auch spannend zu prüfen, welche Politiker die Armeewaffe nicht im Zeughaus wollen, Kriegsmaterial exportieren aber keine Killerspiele wollen. Auf Politnetz läuft auch eine Diskussion zum Thema. Spannend, eine bürgerliche Politikerin setzt sich vehement für ein Verbot ein und polemisiert gegen Gamer. Auf der anderen Seite will diese Person genau verhindern, dass er Staat einem Wirt vorschreibt, ob man in seinem Lokal raucht oder nicht. Wie kann man also in einem Bereich Freiheit fordern (Rauchen ist nicht gerade ungefährlich), im anderen Bereich aber Massnahmen verlangen? Wer weiss, vielleicht war diese Politikerin in Counter Strike noch schlechter als ich 🙂
Die Rechtskommission hat wohl auch noch nie etwas vom Internet gehört. Nehmen wir an, diese Spiele würden verboten. Gibt es dann eine Hausdurchsuchung bei mir, wo man mir meine Quake 3 CD beschlagnahmt? Scannt Cablecom dann Traffic auf Port 27960? (Dies ist der Port von Quake 3). Blockiert man in der Schweiz dann Rapidshare, weil dort solche Spiele geladen werden können? Muss ich mir die Spiele auf eine TrueCrypt Partition installieren, damit man sie nicht findet?
Es gibt Spiele, da schüttle auch ich nur den Kopf. Manhunt ist so ein Beispiel. In diesem Spiel hat man es wirklich übertrieben mit der Gewalt. Aber Rockstar, der Hersteller, ist ein Unternehmen, welches Gewinn machen will. Gäbe es für ein solches Spiel keinen Markt, würde man es nicht produzieren. Offenbar gibt es also in der Gesellschaft ein Bedürfnis nach solchen Spielen. So sollte man auch ganz an anderen Orten ansetzen. Wie wäre es zum Beispiel bei der Familie und der Erziehung? Vielleicht sollten sich Eltern wirklich dafür interessieren, was ihre Kinder auf dem PC spielen. Vielleicht sollten sie auch mal diskutieren, was an einem GTA so faszinierend ist. Sollten wir vielleicht auch die Nachrichten zensieren? Ein Bereicht aus einem Kriegsgebiet dürfte, je nach Herkunft, wohl massiv stärkere Emotionen auslösen als Counter Strike.
Es gibt so viele andere Gründe für die Gewalt der Jugend (und der Erwachsenen?). Wieso aber springen die Politiker nur immer auf dieses eine Thema?
Es wäre schön, wenn in der Rundschau mal ein Jungpolitiker, egal ob von welcher Seite auf einen dieser selbsternannten Spielexperten treffen würde. Es ist keine Frage zwischen Links und Rechts. So haben Bastien Girod (Grüne), Christian Wasserfallen (FDP) und Lukas Reimann (SVP) gegen ein Verbot gesstimmt. Auf der anderen Seite führt Evi Allemann (SP), nur unwesentlich älter, diesen Kreuzzug gegen eine spezielle Form der Jugendkultur an.
Zusammengefasst:
Ein Spiel wie GTA 4 gehört nicht in die Hände eines Kindes.
Die Eltern sollten mehr Verantwortung übernehmen und diese nicht einfach delegieren.
Ein mündiger Bürger soll selbst entscheiden, welche Medien er konsumiert.
Es nützt nichts, nur die brennende Friteuse zu löschen wenn die ganze Küche in Flammen steht.
Ich möchte einfach mal klarstellen, dass man in keinem Spiel das richtige handhaben der Waffen lernt.
Wie man mit Waffen umgeht lernt man in Schützenvereinen und bei der Armee.
Guter Beitrag!
Wie der Herr vor mir schon kommentiert hat:
Bevor man auf diese Spiele losgeht, sollte man besser die RS verbieten, das reinste Ausbildungslager für potentielle und professionelle Amokläufer!!! 😉
Da kann man nur mal wieder den Kopf schütteln und sich fragen, was wir für seltsam tickende Politiker haben…
gut geschrieben, auf den punkt gebracht.
nur ein wort:
Wahlkampf…
ich kann diese politiker schon lange nicht mehr ernst nehmen.
merken die denn gar nicht wie lächerlich sie sich machen ?
vertreter des volkes ? neeeeee.
alternative ?
Piratenpartei.
Es gibt ja junge Politiker, die haben eine Ahnung von der Materie. Bei Politnetz gibt es durchaus differenzierte Ansichten.
Wenn Kantonsratswahlen in Zürich sind, dann muss ich mir mal überlegen, was ich mache. Ich find ja „Protestwählern“ eigentlich doof, aber wir werden sehen.
http://www.woz.ch/artikel/2009/nr23/schweiz/17973.html
mit frundlichen grüssen
Es gibt unterdessen eine Online Petition, der wohl noch etwas mehr Unterstützung gut tun würde (Chris, vielleicht kannst Du ja noch einen kurzen dedizierten Artikel veröffentlichen):
http://www.pro-jugendkultur.ch/
Aufmerksam darauf wurde ich via http://www.golem.de/1002/73330.html
Gruss
Hans
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das Killerspielverbot ein gutes Wahlkampfthema ist. Die Gefahr ist gross dass sie sich mit den Wählern von morgen verunfreunden. Vielmehr handelt es sich um ein Dauerthema (den ersten Artikel habe ich im Spiegel 1982 gefunden) einer linken puritanischen Gruppierung. Ihnen geht es nicht um bewiesene Zusammenhänge, es geht ihnen auch nicht darum Gewalt zu verhindern. Sie wollen das die Jugendlichen etwas „sinnvolles und lehrreiches“ mit ihrer Zeit anfangen – und sie wollen entscheiden was sinnvoll und lehrreich ist. Ich habe die Petition unterzeichnet und noch was kleines geschrieben: http://blogmmix.ch/kategorie/aktuell/mit-unfairen-und-populistischen-methoden-zu-einem-verbot-von-computerspielen.html