Wrzlbrnft wohnt in Basel und ist regelmässig auf digi-tv.ch unterwegs. Ist zwar eine schöne Stadt, hat aber kabeltechnisch einen Nachteil. Die Kabelstiftung Basel ist ideologisch leider im letzten Jahrtausend stehen geblieben. So gibt es in Basel noch 56 analoge Sender. Das schlimme daran ist, dass qualitätsbewusste TV-Zuschauer auf Sender wie History HD verzichten müssen, da die Frequenzen von den analogen Sendern versperrt werden. Grund also für meinen Leser einen Brief an die Stiftung zu schreiben.
Sehr geehrte Damen und Herren
Da ihre beiden Namen in der jüngsten Pressemitteilung zum Thema Senderverschiebungen und -abschaltungen im analogen Kabelnetz Basels genannt werden erlaube ich mir, Sie mit meinem Anliegen anzuschreiben.
Als medieninteressierter TV- und Radiokonsument verfolge ich seit meinem Zuzug nach Basel im Jahre 2006 aufmerksam die Entwicklungen im Basler Kabelnetz. Vor einiger Zeit wurde seitens der cablecom der Boxenzwang aufgehoben, womit deren Digital-TV-Angebot nun auch mit alternativen DVB-C-tauglichen Empfängern und TV-Geräten empfangen werden kann (CI+-Schnittstelle vorausgesetzt). Seit kurzem besitze nun auch ich einen DVB-C-Empfänger. Leider wird die Fernsehfreude getrübt, da in Basel nicht alle HDTV-Programme empfangen werden können. Obwohl ich das komplette „Comfort-Angebot“ abonniert habe, werden mir die Programme History HD, TNT Film HD, TNT Serie HD und SyFy HD bis auf weiteres verwehrt. Stattdessen belegen im Jahre 2011 immer noch stattliche 56 analoge TV-Programme die Kapazitàten im hiesigen Kabel, dies auch durch den Einfluss der Stiftung Kabelnetz, welche weiterhin die Entscheidungsmacht über das analoge Programmangebot des einstigen Balcab-Netzes hat. Ich interpretiere den Standpunkt der Stiftung Kabelnetz so, dass diese sich vermutlich nicht gegen die digitale Technologie wehren will, letztlich aber vermutlich den „Normalkunden weiterhin ein attraktives, einfach zugängliches TV-Angebot bieten will“. Nun gibt es sicher auch berechtigte Kritik am Digitalangebot, welches von der cablecom auch im Basler Kabel angeboten wird (früher vermutlich mehr als heute). Dennoch brennen mir einige Fragen unter den Nägeln:
1. In oben genannter Medienmitteilung ist zu lesen, dass weitere Analog-Abschaltungen erst erfolgen sollen, wenn dies im Hinblick auf den weiteren Ausbau von HD-Programmen erforderlich sei. Dies ist ja bereits jetzt der Fall. Muss ich damit rechnen, dass mir in Zukunft weitere HD-Programme verwehrt bleiben, weil diese durch analoge Programme „blockiert“ sind?
2. Es scheint mir sinnvoller, statt am mittlerweile völlig überholten Analog-Standard festzuhalten, sich dafür einzusetzen, dass Kabelabonnenten in Basel künftig einen diskriminierungsfreien Zugang zum Digitalangebot bekommen. Dies könnte einerseits erreicht werden, indem zumindest das Grundangebot unverschlüsselt angeboten wird (wie das etwa bei der GGA Reinach der Fall ist), oder aber die cablecom immerhin verpflichtet wird, an Basler und Allschwiler Kabelhaushalte normale CI-Module zur Entschlüsselung anzubieten, anstelle der heutigen CI+-Module. Die erste Regelung wird technisch schwer umsetzbar sein, da die Digitalprogramme gebündelt in Zürich empfangen werden und wohl „fixfertig“ und verschlüsselt in die ganze Schweiz verteilt werden. Eine Sonderlösung für Basel daher also entsprechend teuer und schwer realisierbar werden. Die zweite Regelung wäre hingegen technisch ohne weiteres möglich. Wie steht die Stiftung Kabelnetz zu solchen Ideen?
3. Ein Argument für die Beibehaltung der vielen analogen Programmen werden sicher auch die zahlreichen ausländischen Programme aus der Türkei oder dem Balkan sein, die damit ohne grossen Aufwand empfangbar sind. Nun sind diese Sender auch im digitalen Grundangebot zu empfangen, oft sind noch diverse weitere Programme aus diesen Regionen zu sehen, jedoch nur in Zusatzpaketen (teilweise aus vertraglichen Gründen, etwa beim Anbieter Pink, teilweise aber auch nur, um mit per Sat frei empfangbaren Sendern zusätzlich Geld in die cablecom-Kassen zu bringen – etwa im Italia-Paket). Ein Ansatz könnte doch gerade in Basel sein, gewisse dieser Pakete zu „subventionieren“ und den Basler und Allschwiler Kabelkunden zu einem günstigeren Preis anbieten zu können. Wobei ich die Taktik, frei empfangbare Sender in ein teures Zusatzpaket zu stecken, generell für fragwürdig halte…
4. Vor längerer Zeit konnte ich in den Medien vernehmen, die Stiftung Kabelnetz habe sich mit cablecom geeinigt, dass im Gegenzug für Analogabschaltungen zusätzliche französischsprachige Sender digital aufgeschaltet würden, die sonst nur in der Romandie eingespeist werden. Was ist aus diesen Plänen geworden? Gerade an französischen Spartensendern wie Télétoon oder MCM Top, welche z.B. von Swisscom TV landesweit verbreitet werden, hätte ich grosses Interesse. Auch sind verschiedene Sender, die in Basel ohne grossen Aufwand per DVB-T/TNT zu empfangen wären, noch nicht im Kabel vertreten.
Ich würde mich sehr über eine Antwort Ihrerseits freuen und verbleibe mit freundlichen Grüssen
XY
Auf die Antwort bin ich als basler „comfort“-Kunde gespannt …
Noch bleibt es still. Das kann entweder bedeuten, dass an einer fundierten Antwort inkl. Rücksprache mit einzelnen Stifungsmitglieder gefeilt wird, oder dass es in den Rundordner abgelegt wurde.
Update: Erstere Vermutung erweist sich als richtig, wie mir heute mitgeteilt wurde!
Super
Bin ich ja gespannt.
Ich wünschte, die Stiftung hätte Mut und würde die analogen Sender drastisch reduzieren.
Heutzutage gibt es Alternativen – das hat die Stiftung Kabelnetz noch nicht begriffen. Vier Kollegen, plus eine Kollegin sind in den letzten Monaten aus dem Basler Umland (d.h. bislang ohne Cablecom) in die Stadt gezogen. Alle haben sich – teilweise wegen meiner Hinweise betreffend eingeschränkter Verfügbarkeit der Cablecom-Angebote – letztlich für Swisscom TV entschieden.
Ich hoffe, dass die Zahl der analogen Sender bald drastisch reduziert wird. Am Besten auf das vom Bundesrat „befohlene“ Minimalpaket …
[…] bis in alle Ewigkeit? Ich hab im Blog einen offenen Brief an die Kabelstiftung Basel geposted. Brief an die Stiftung Kabelnetz Basel | digichris.info Mittlerweile gibt es eine Antwort. Vielleicht sollten sich noch andere melden. Ich finde die […]