Wie versprochen möchte ich beginnen, die Rede von Bundesrat Leuenberger ein wenig zu analysieren. Ich bin schockiert mit welcher „Kompetenz“ er vor den Ständerat trat. Ich hoffe nur, er kennt sich besser aus, wenn es um neue Kernkraftwerke oder die NEAT geht. Man kann sich sogar fragen ob der gute Bundesrat die Wahrheit ein bisschen streckt. Wir erinnern uns an den Skandal, als Blocher das Wort „mutmassliche“ in einer Rede vergass.
Ein Verbot der Grundverschlüsselung oder die Schaffung von Offenheit auf der Ebene der Verschlüsselung reicht nicht, um die echte Wahlfreiheit zu gewährleisten.
Man kann ja mal probieren mit irgendeiner Box SF info zu empfangen. Schnell sieht man, dass dies mit jeder DVB-C Box klappen wird. Weiter kann man dann mal zeigen, was passiert wenn man eine Teleclub-Karte mit CI-Modul in eine andere Box steckt. Oder man kann in Wil SG eine DVB-Karte ans Kabelnetz hängen.
Wir sehen: mit uncodierten Sendern oder einem CI-Modul kann man seine Hardware frei wählen.
Set-Top-Boxen enthalten, ähnlich wie ein PC, eine Art Betriebssystem, welches die Kommunikation zwischen dem Kabelnetz und der Set-Top-Box ermöglicht. Nur dank diesem Betriebssystem können die Zuschauerinnen und Zuschauer die vorgeschriebenen Zusatzdienstleistungen nutzen.
Also ausser der neuen UPC-Box kommuniziert keine Box mit dem Kabelnetz, sie empfängt ausschliesslich Daten. Auch die UPC-Box verwendet das eingebaute Kabelmodem noch gar nicht. Allenfalls wird per (analogem) Modem ein Film bestellt, doch diese Anwendung ist eher selten.
Es ist mir auch neu, dass es eine Must-Carry Liste für Zusatzdienste gibt. Interaktiv gibt es in der Schweiz praktisch keine Dienste. Der ORF verwendet MHP, für welches es unzählige Boxen gibt.
Das wurde jetzt von Frau Sommaruga bestritten. Es handelt sich etwa um den Mehrkanalton.
Aha, solche Dienste meint er. Nun gut, der Mehrkanalton funktioniert auf jeder Box, die sich an den DVB-Standard hält. Bevor man so etwas behauptet, soll man es auch beweisen. Ansonsten müsste ich hier fast behaupten, dass Leuenberger den Ständerat an der Nase rumführt. Im Gegensatz zu Leuenberger hatte Sommaruga offenbar kompetente Berater.
Es handelt sich, entgegen dem, was Sie sagten, eben doch um die Aufbereitung von Programmen für Hörbehinderte. Es ist so, dass ohne dieses Gerät die Behindertensprache, also die Gebärdensprache, nicht empfangen werden kann.
Filtern die fremden Boxen die Sachen etwa aus? Wenn SF einmal Gebärdensprache einblendet, dann im normalen Fernsehbild. Diese empfängt man sowohl analog als auch digital. Einen Extra-Dienst für Gebärdensprache existiert nicht.
Die Untertitel, egal ob per Teletext oder DVB, sind auf (fast) jeder Box zu empfangen.
Mir ist jedenfalls keine Box bekannt, die mit diesen Diensten überfordert ist. Wenn ich den DVB-Standard mal durchforstet habe, kann In ich allenfalls sogar die entsprechenden Stellen nennen. Sollte man weil einige Boxen mangelhaft sind die ganze Wahlfreiheit unterbinden?
Das gilt auch für den Teletext und für die Informationen, welche für das Programmieren eines Videorekorders nötig sind.
Auch der Teletext läuft problemlos auf fremden Boxen. Je nach Box besser oder schlechter. Zudem ist der Inhalt des Teletexts für die Aufnahme einer Sendung nicht relevant. Den EPG können auch alle Boxen darstellen, da er zum DVB-Standard gehört. Einige Boxen zeigen aber nur die aktuelle und die nachfolgende Sendung an. Wer eine Teleclub-Box hat, kann mal ein spannendes Experiment machen. Auf RTS Sat schalten, 30 Sekunden warten, auf einen anderen Kanal schalten und den EPG betrachten. In der Regel sollte er dann mit mehreren Sendungen gefüllt sein. Natürlich kann man das TV-Bild nicht betrachten, da es verschlüsselt ist.
Wenn also der Kunde den EPG über die nächsten Wochen garantiert anzeigen will, muss er sich eine Box bei Cablecom besorgen. Wenn er darauf verzichten kann, programmiert er zur Not manuell oder verwendet einen anderen EPG.
Dieses Problem kann man nur mit einer Standardisierung des Betriebssystems lösen. Dazu ist es heute zu früh, denn international hat sich noch kein Standard durchgesetzt.
WIE BITTE????? Schon mal was vom ETSI gehört? Wieso funktioniert die freie Boxenwahl sowohl über Antenne oder Satellit? Ausser der Modulation und der Fehlerkorrektur sind diese Signale identisch.
Da der Markt der Set-Top-Boxen internationale Dimensionen aufweist, kommt auch ein schweizerischer Alleingang nicht in Frage.
Was für ein Alleingang? Schon heute liefern Kabelanbieter im Ausland offiziell CI-Module aus. Theoretisch kann man schon heute irgendeine Box verwenden, die man irgendwo kauft. Ganz Europa verwendet DVB.
Das würde zu teuren Boxen führen, und man liefe Gefahr, einen Standard vorzuschreiben, der sich international nicht durchsetzen wird.
Auf Toppreise.ch finde ich eine DVB-C Box mit CI für 160 Franken. Leute die freie Boxenwahl wollen, möchten nur selten eine billige Box. Oftmals wünscht man sich hochwertigen Boxen welche entsprechend teuer sind. Es ist kein neuer Standard zu definieren, da praktisch alles bereites existiert. Die Sonderfälle, wie PPV, lassen wir noch weg,.
Immerhin besteht eine gesetzliche Grundlage, sodass das UVEK entsprechende Vorschriften machen kann, wenn internationale Standards existieren.
Da diese existieren, kann das UVEK auch gleich Vorschriften erlassen.
Auch wenn heute keine Wahlfreiheit besteht, liegen die Preise für Set-Top-Boxen wegen des Wettbewerbdrucks durch Bluewin-TV und wegen der Interventionen des Preisüberwachers kaum mehr über den Selbstkosten.
Es geht doch nicht nur um die Kosten. Der Komfort, nur noch eine Fernbedienung zu haben ist einigen Leuten auch etwas wert. Oder die Funktionen welche gewisse fremde Boxen liefern. Klar hat Cablecom „dank Bluewin“ jetzt ein genials DVB-C Angebot, welches zu einem fairen Preis vertrieben wird.
Schliesslich wäre eine einseitige Regulierung zulasten der Kabelnetzbetreiber aus wettbewerblicher Sicht problematisch; auch die Swisscom müsste gezwungen werden, in ihrem Bluewin-Angebot eine freie Wahl bei den Set-Top-Boxen zu ermöglichen.
Offenbar übertragen einige Anbieter ihr Angebot freiwillig in FTA. Thurvision gab die Codierung vor ein paar Monaten auf. Andere, wie DCG, geben freiwillig CI-Module aus, oder erlauben den Betrieb in anderen Boxen. Die IPTV-Technologie steckt noch in den Kinderschuhen. Mir ist keine IPTV-Box bekannt, welche man frei im Laden kaufen kann. Wird dies aber später möglich, soll auch Bluewin nicht mehr auf die Zwangsbox bestehen dürfen. Die Kabelnetze hätten dann den Vorteil, dass das digitale Gerät schon im neuen Fernseher eingebaut ist.
Der Wettbewerb zwischen den verschiedenen Systemen wird mittelfristig eine echte Wahlmöglichkeit für das Publikum schaffen und tiefe Preise bei den Gesamtangeboten unter Einschluss der Set-Top-Boxen sichern.
Nochmals, es geht nicht um den Preis. Es geht darum, dass jemand eine Box nach eigenen Wünschen anschaffen will. Man kann zwischen Zug und Auto wählen. Wer aber das Auto wählt, will sich seinen fahrbaren Untersatz auch selbst aussuchen.
Ich hoffe, dass im Nationalrat ein Parlamentarier diese Aussagen von Bundesrat Leuenberger richtigstellen kann. Ansonsten erwarte ich als Bürger, dass Leuenberger für seine Behauptungen Beweise liefert.
Abgesehen vom Punkt mit IPTV hat sich Herr Leuenberger wohl wirklich nicht ausreichend informiert/informieren lassen. Ich finde es ehrlich gesagt eine Frechheit, das man sich so inkompentent in Bern zur Schau stellt…
IPTV: Es würde mich seeeehr wundern wenn in den nächsten 10 Jahren irgend eine Bewegung richtig freie Boxenwahl bei IPTV stattfindet. Schliesslich steckt sowohl bei T-Online als auch bei Bluewin unser allseits beliebter Monopolist Microsoft dahinter. Die werden käumlich irgendwelche Spezifikationen herausgeben, man sieht es ja schon mit den Spezifikationen welche Microsoft ja eigentlich seit nunmehr bald 5 oder mehr Jahren publik machen sollte…
Hoffentlich gibt es keine Scheinlösung wie z.B. ein CA-Modul welches vom Techniker freigeschaltet werden muss, damit ja niemand an einem Computer die Sendungen aufzeichnen und verbreiten kann. Schliesslich sind ja TV-Rips (abgesehen von Serien) ja auch so wahnsinnig populär, da sie ja am Ende der Verwertungskette (Kino, DVD, Pay-TV, Free-TV) stehen…
Zitat:
Andere, wie DCG, geben freiwillig CI-Module aus, oder erlauben den Betrieb in anderen Boxen.
Es wäre schön wenn dies so einfach wäre. Es gibt leider zumindest gewisse Anbiter in der DCG die SmartCards nur dann rausrücken wenn sie mit einem von DCG getesten Gerät eingesetzt werden. Wenn auch ohne CAM und nach durchlaufenen Tests vom Hersteller ist es jedoch immerhin vorbildlich, dass sie den Einsatz in fremden Boxen/TVs erlauben.
Ich hoffe, dass in Bundesbern mal etwas geht. Bis jetzt kann ich noch keinem Punkt von Bundesrat Leuenberger zustimmen, warum eine Grundverschlüsselung vom Grundangebot überhaupt nötig sein soll. Es gibt nur mehr Umstände und an die unnötigen Kosten mögen wir am liebsten gar nicht erst denken!