Swisscable hat heute eine Pressemitteilung veröffentlicht, in welcher die Motion Sommaruga kritisiert wird. Ich erlaube mir die Argumente von Swisscable zu kommentieren. Die Titel habe ich von Swisscable übernommen, mein Kommentar zu deren Aussagen steht darunter.
Ein funktionierender Markt braucht keine weiteren Regulierungen
Swisscable vergleicht hier Äpfel mit Birnen. Zattoo ist ein absolut geniales Tool. Allerdings ist es meiner Meinung nach mehr eine Ergänzung als eine Alternative zum konventionellen TV. Natürlich wird sich hier noch viel tun, aber bis es so weit ist, dauert es eben noch eine Weile. Am PC hab ich Zattoo, im der Stube CC.
Mobile TV ist, wie der Name schon sagt, eine Technologie um Fernsehen unterwegs zu sehen. In meiner Stube will ich aber nicht auf dem kleinen Handy-Display schauen.
Terrestrisches Fernsehen (DVB-T) ist in den meisten Teilen der Schweiz mit vier Programmen auch nicht als Alternative zu sehen. Dieses Argument würde nur in Ländern wir Grossbritannien oder Spanien gelten, die ein beträchtliches Angebot via Antenne ausstrahlen. Wir schaffen es nicht mal, alle SRG-Sender und die lokalen Programme auf DVB-T zu bringen, obwohl wir massenhaft Frequenzen hätten.
Bluewin-TV kann man als Alternative sehen. Doch auch hier gibt es Einschränkungen. Nicht überall wo man ans Kabelnetz kommt, kann man Bluewin-TV mit allen Funktionen haben. Zudem ist das Senderangebot unterschiedlich. Einige meiner liebsten Cablecom-Sender fehlen (noch?) bei Bluewin.
Sat-TV ist auch eine Alternative. Allerdings hat nicht jeder freie Sicht nach Süden und einige Vermieter verbieten Schüsseln. Ich bin allerdings der Meinung, dass jeder Mieter ein Anrecht auf eine Schüssel hat (Ich finde den Link zum Urteil nicht mehr).
Zudem gibt es auf Sat weder Lokalsender noch Sport aus der Schweiz. Die guten alten Zeiten wo Teleclub noch einen Astra Transponder hatte sind leider vorbei.
Wir sehen: Es ist ein Markt da, aber der ist noch lange nicht frei. Zudem sind gewisse Spielregeln immer gut. Schliesslich benachteiligen die Kabelnetze mit einer Zwangsbox Hersteller wie Technisat oder Humax, welche ebenfalls Kabelboxen anbieten.
Keine Diskriminierung von kabelgebundenen TV-Verbreitern
Ich sehe nicht ein, wieso hier jemand diskriminiert würde. Zudem ist die Grundverschlüsselung auf Satellit mit Versklavio Entavio kläglich gescheitert.
Es ist nun mal ein Fakt, dass es für digitales TV via Kabel ein Standard gibt, auch wenn Swisscable hier schlichtweg lügt. Ich habe es mehrmals im Blog geschrieben, ein Zwang zu CI-Modulen würde den Kabelnetzen mittelfristig nützen.
Kabelnetzunternehmen müssen Video-on-Demand anbieten können
Video on Demand kann man auch anbieten, wenn das Grundangebot nicht codiert wird. Wer VoD Diesnte will, der holt sich eine Box bei seinem Kabelnetz. Es zeigt sich aber, dass die Schweizer in Sachen TV nicht gerade viel von neuen Technologien halten. Wieso sollen sie also VoD Dienste nutzen wenn sie nicht mal digitales Fernsehen wollen?
Natürlich kann man VoD an eine Zwangsbox binden. Das jetzige Near VOD von Cablecom läuft, zumindest in der Theorie, auch auf fremden Boxen.
Offener Standard kommt in ein paar Jahren
Das ist schlicht gelogen. Der DVB-C Standard existiert schon seit vielen Jahren. Auch die Verschlüsselung ist standardisiert, das nennt sich CSA. Für interaktive Dienste gibt es den offenen MHP-Standard. Es muss also kein Standard eingeführt werden, weil er bereits existiert. Wenn die Kabelnetze die Codierung aufgeben kann jede beliebige DVB-C Box verwendet werden. Wieso man von einer Insellösung spricht ist mir schleierhaft.
Behauptung: „Die Verschlüsselung von digitalen Programmen ist unnötig.“
Dies stimmt nur teilweise. Niemand hat die Absicht Programme wie Teleclub Cinema oder Cartoon Network uncodiert zu senden. Für das Grundangebot besteht aber wirklich keine Notwendigkeit es zu codieren.
Wenn man verschlüsseln will, dann soll man eben CI-Module ausgeben. Dies hat den Vorteil, dass man Schwarzsehern (im Sinne von keine Gebühr für den Kabelanschluss zahlen) die Karte sperren kann und die Konsumenten doch noch Pay-Pakete abonnieren können. Ich sehe es als völlig legitim an, dass ein Kabelnetz Geld mit Pay-Paketen verdienen will.
Behauptung: „Konsumenten haben keine Wahlfreiheit.“
Diese Frage habe ich weiter oben schon beantwortet. Lächerlich ist auch, dass man analoges Fernsehen als Alternative darstellt. Die Zeit des analogen Fernsehens ist vorbei, auch wenn die Schweiz das nicht realisieren will.
Für mich bietet die Cablecom vom ganzen Paket ganz klar das beste Angebot. Aus diesem Grund sehe ich eigentlich auch keinen Grund zu wechseln. Jetzt möchte ich nur noch eine DVB-C Karte für meinen PC verwenden können, ohne zu illegalen Methoden zu greifen.
Behauptung: „Die Kabelnetzunternehmen verschlüsseln die digitalen Programme nur, um den Kunden weitere Angebote wie Pay-TV, Video-on-Demand etc. zu verkaufen.“
Wie gesagt, es ist legitim, dass man Pay-TV vermarkten will. Das geht auch wenn man CI-Module ausgibt. Das klappt in Dübendorf ganz wunderbar.
Behauptung: „In den meisten neuen TV-Geräten ist eine Settop-Box für digitales Kabelfernsehen bereits eingebaut. Eine weitere Settop-Box ist unnötig.“
Das Problem hier ist, dass viele Kabelnetze, auch im Ausland, das Spielchen mit der Zwangsbox spielen. Somit haben die Hersteller auch keinen Anreiz, einen DVB-C Tuner einzubauen. Fakt ist aber, es gibt Geräte mit solchen Tunern. Wieso soll sich hier ein Kunde noch extra eine Box unter den TV stellen – wobei Moritzli die Box wohl neben den Fernseher stellt. Wollen die Kabelnetze, dass sich solche Konsumenten noch Drachen oder Saurier zulegen?
Mit ein paar Sätzen konnte man die Argumente von Swisscable in Luft auflösen. Ich bin sicher, ein paar geschätzte Blogger-Kollegen wie der, der oder auch der werden ihre Ergänzungen noch anbringen.
Offenbar muss man wirklich Panik vor dieser Motion haben. Wieso verstehe ich nicht. Ein Kabelnetz kann nur gewinnen. Salopp ausgedrückt könnte das so tönen:
Es gibt automatisch mehr digital TV Kunden, die Akzeptanz für Senderverschiebungen steigt.
Man hat HD-Suisse schon im neuen Fernseher eingebaut. Im Gegensatz zu Bluewin bräuchte man dann keine Box mehr. Ich denke, dass kann ein Killerargument für das Kabelnetz sein.
Die Dreambox ist nur so populär, weil eben einige Anbieter den Kunden keine Wahl lassen. Würde das Grundangebot nicht codiert, wären diese Schlüssel wohl nie so weit verbreitet worden. Ob es vor der EM noch zum GAU kommt?
Liebe Swisscable: Wenn es euch wirklich darum ginge, Schwarzseher auszusperren – Wieso verwenden die meisten Kabelnetze ein Zugangskontrollsystem, das irgendwann vor über 6 Jahren vollständig umgangen wurde? Eine Antwort auf diese Frage würde mich brennend interessieren.
Nochmals: Es geht mir hier nicht darum, irgendeinen Kabelnetzanbieter an die Wand zu hauen. Ich bin mit dem CC Angebot fast happy. Gebt mir Channel 4 und ich bin gesegnet. Nur kann ich die Sturheit im Zusammenhang mit der Wahl der Set-Top Box nicht verstehen. Ich würde das ganze ja auch gerne mit Fischer bei einem kühlen Bier mal diskutieren 😉
Ich wünsche meinen Lesern ein schönes Wochenende und guten Empfang…
Update 1: Ralf hat die Meldung auch kommentiert