Wie erwähnt, möchte ich auf die Antwort des Bundesrats eingehen. In meinen Augen ist diese Antwort inhaltlich ziemlich falsch. Offenbar hat der Bundesrat keine Ahnung von der Materie oder lässt sich doch sehr einseitig beraten. Ich hoffe mal, das ist nur bei meinem Hobby so und nicht auch bei den wirklich wichtigen politischen Geschäften! Nehmen wir den letzten Punkt der Antwort:
Schon bei den Kabelnetzbetreibern wäre die Vorgabe von Standards für das Betriebssystem oder die Entschlüsselung also mit grossen Nachteilen verbunden. Für auf dem Internetprotokoll basierende Angebote wie „Bluewin TV“ wären solche Vorgaben aber aus rechtlichen und technischen Gründen kaum möglich und würden damit die Einführung dieses Angebotes ernsthaft gefährden. Dadurch käme der entstehende Wettbewerb zwischen den verschiedenen technischen Systemen nicht zustande, der mittelfristig für das Publikum echte Wahlmöglichkeiten schaffen wird. Würde aber „Bluewin TV“ nicht in die Regelung einbezogen, entstünde eine nicht zu rechtfertigende Wettbewerbsverzerrung zulasten der Kabelnetzbetreiber.
Es ist klar: Bluewin funktioniert anders als DVB-C. Es gibt zurzeit am Markt auch keine IPTV Boxen. Ich hab mal irgendwo das Gerücht gehört, dass die Xbox 360 bald IPTV fähig sein soll, aber das kann auch ein Scherz gewesen zu sein.
Ich behaupte: Cablecom hat von einer Entbündelung der Hardware nur Vorteile.
Wieso Cablecom gegenüber Bluewin Nachteile haben könnte, ist für mich nicht ersichtlich. DCG gibt auch Smartcards ab – ganz ohne Zwang.
Der Kunde kriegt für seine eigene Set-Top Box keinen Support. Er muss sich also selbst kümmern, dass alles läuft. Wenn es ein Netzteil verjagt muss er es tauschen. Cablecom stellt nur sicher, dass das Signal sauber beim Kunden ankommt. Dies spart der Cablecom Kosten.
Ein CAM-Modul kostet in der Herstellung weniger als eine STB. Teuer wären die Lizenzen, doch da könnte man mit Kudelski, Murdoch oder wem auch immer sicher einen Deal machen.
Trotzdem könnte es Cablecom für denselben Preis wie eine normale Box vermieten oder verkaufen. Wie ich höre, wäre man durchaus bereit diesen Preis zu bezahlen. Die Marge wäre somit sicher höher. Man muss nur einmal das Porto ausrechnen – ein CAM passt in einen gut gepolsterten Briefumschlag.
Die freie Boxenwahl erschliesst neue Kundenfelder. Leute wie Sopur würden gerne auf digitales TV umsteigen, sträuben sich aber gegen eine Zwangsbox. Dies ist verständlich, da man jetzt eine mediabox mieten müsste und diese dann per analogen Ausgang ins Mediacenter einbinden müsste. Mit einem CAM könnte man direkt eine PCI-Karte verwenden.
Die Euro 08 steht bevor. Immer mehr TV-Geräte haben integrierte Tuner. Wenn jemand für 3000 Franken einen TV kauft, fallen 100 Franken für ein CAM mit Smartcard nicht ins Gewicht. So kann sich Cablecom ganz einfach massenweise Kunden anlegen. Man stelle sich die Promo im Interdiscount vor: Flat-TV mit Cablecom CAM und Smartcard inkl. 1 Monat gratis Teleclub. Die Digial-TV Penetration würden in die Höhe schnellen. Bekanntlich kaufen sich viele Leute vor einem grossen Sportereignis einen neuen Fernseher und dann darf es auch das teurere Modell sein…
Ich gebe dem Bundesrat recht, viel günstiger als die jetzige mediabox wird es nicht werden. Aber es gibt auch Kunden, die mehr bezahlen möchten, weil sie eben mit der Funktionalität eines Produktes nicht zufrieden sind. Für die einen reicht ein Plätzli, die anderen möchten eben ein Filet. Das heisst ja nicht, dass Plätzli schlecht sind und sie dann niemand mehr essen würde.
In den nächsten Tagen wissen wir mehr – die Motion wird am 4. Oktober behandelt. Sobald wir die CA ID auf den HD-Kanälen sehen, können wir weitermunkeln. Wird es 1803, allenfalls 09xx? Oder vielleicht doch konsumentenfreundlich mit 0bxx? Man darf gespannt sein!
P.S. Moritzli bloggt ja oft über die Energie. Mit freier Boxenwahl kann man auch stromsparende Boxen verwenden!