Kürzlich habe ich ein paar Ferientage in Montpellier (Frankreich) verbracht. Da ich in den Ferien auf mein Smartphone nicht verzichten will, habe ich mir wieder eine Prepaid Karte besorgt. Da ein Arbeitskollege aus Frankreich stammt, war das Ganze auch recht einfach. Die Karte wurde auch gleich für mich aktiviert. Kosten mit ein wenig Extraguthaben knapp 20 Euro, was preislich eher teuer ist.
In Frankreich ist alles aber ein bisschen komplexer. Die Website von Orange liefert recht dürftige Infos. Aber Dank dieser Website wusste ich schnell, was ich brauchte. 500 MB für 9 EURO war ganz OK. Wenn ich bedenke, dass Sunrise für 1 MB unglaubliche 15.40 will.
Das Problem war allerdings: POP3/SMTP/IMAP zählte extra und nicht zu den 500 MB. Ich musste also den Sync von meinem IMAP Konto ausschalten. Zum Glück verwendet die GMail App auf Android HTTPS.
In Genf wechselte ich SIM-Karten und nach ein paar Minuten war ich dann auch verbunden. Die Abdeckung war auch ganz OK. Im Zug ist es natürlich immer schwer und es gab ein paar Löcher, wo man gar kein Netz empfangen konnte. Es soll ja Leute geben, die immer sagen man brauche kein Smartphone im Urlaub. Doch ich war auf dieser Zugfahrt froh darum.
Ich erfuhr nämlich per Mail, dass unsere Reservation nicht geklappt hat und wir also ohne Hotel für die letzten Nächte waren. So konnte ich gleich mit HRS ein bisschen vorsondieren. So merkte ich auch, es gab durchaus noch Zimmer zu einem anständigen Preis. Die Fahrt konnte also weitergehen.
Im Hotel gab es auch WLAN und so wollte ich dort mal VOIP probieren, um mich mal wieder bei alten Bekannten zu melden. Auch hier zeigte sich, in welcher absurden Welt unsere Mobilfunkbetreiber leben. Das 2-minütige Gespräch kostet dann auch nur 8 Rappen. Mit den regulären Preisen bei Sunrise wären es 3.40 gewesen – das ist Faktor 43.
Die telefonische Reservation vom neuen Hotel kostete somit auch keine horrenden Gebühren sondern wurde als lokales Gespräch verrechnet. Ein weiterer Vorteil: Für unsere Kollegen in Frankreich waren wir ebenfalls zum lokalen Tarif erreichbar und mussten keine Gebühren für ankommende Anrufe zahlen.
Wir hatten übrigens Glück. Wir konnten die letzten Zwei Nächte in unserem Traumhotel übernachten, bei der Reservation war es noch vollständig ausgebucht.
Ich war froh, eine lokale SIM gehabt zu haben. Gerade Google Maps ist in einer fremden Stadt schon praktisch. Und ja, auch in den Gassen von Montpellier liest man gerne mal seine Timeline, jagt Mayorships oder lädt eben ein Foto hoch. Für etwas hat man sein Smartphone.
Wieder musste ich mich über die horrenden Preise unserer Provider aufregen. Auch im Jahr 2011, wo es immer mehr Smartphones gibt, hält man es nicht für nötig, faire Preise beim Roaming anzubieten. Offenbar klappt es doch nicht so mit dem Wettbewerb, oder ist es die hohe Kaufkraft der Schweiz?
Unser Nachbarland aber zeigt, dass es geht. Ralf wies mich auf ein doch recht günstiges Datenpaket von Orange in Österreich hin. Aber auch die deutsche Telekom bietet sogar eine Art Flatrate an.
Und bei uns? Swisscom bietet neue Tarife an. Die sind nicht mehr ganz so teuer. Das Hauptproblem sehr ich darin, dass diese entweder 30 Tage oder nur 24 Stunden gültig sind. Ein typischer Urlaub dauert ein oder zwei Wochen. Hier nützen die Angebote also nicht viel. Auch über die Preise kann man sich Fragen stellen. Mit der 30 Tage Option zahlt man 37 Rappen pro MB. Zum Vergleich – Orange AT verlangt zwischen 6 und 12 Rappen – bei einem Eurokurs von 1.20. In meinen Augen ist das ein massiver Unterschied, den ich nicht als gerechtfertigt ansehe. Auch bei Orange Schweiz sieht es nicht besser aus und man fragt sich einfach: Wieso kann man in Österreich faire Preise anbieten?
Immer wieder hört man, dass Roaming mit Aufwand verbunden ist. Ich glaube kaum, dass die Provider solche Abrechnungen handschriftlich erstellen. Heute werden diese Daten elektronisch ausgetauscht. Die Schnittstellen dürften längst finanziert sein. Aber eben: Man wäre ja blöd einfach so die Preise zu senken, wenn es keinen Wettbewerb gibt.
So werde ich auch in Zukunft lokale Karten verwenden. Dank Twitter und Facebook ist es in der Regel sehr einfach, solche Karten zu bekommen. Ich hatte bis jetzt immer jemand gefunden, der mir behilflich war. Der Aufwand hielt sich ebenfalls in Grenzen.
Ach übrigens: Ich regte mich kürzlich über die SBB auf. Was wir aber mit der SNCF erlebt haben war wirklich deftig. Laute Passagiere und Kinder welche andere Beine als Fussabtreter verstehen, kann es auch bei der SBB geben. Unser TGV dann war 30 Minuten zu spät, unsere Kollegin, von Paris kommend, kam mit 4 Stunden Verspätung an. Auf dem Rückweg durften wir dann, trotz 1. Klasse (im Regionalzug), am Boden sitzen. Dreist ein 1. Klasse Ticket zu verkaufen, wenn es im Zug gerade mal 10 Plätze in der 1. Klasse gibt. Schliesslich hat uns dann das Bahnpersonal sogar verboten auf dem Boden zu sitzen und man musste in der 2. Klasse stehen, dort war es aber offenbar erlaubt zu sitzen. Nur leider gab es keinen Bodensitzplatz mehr. Das ist wirklich gut investiertes Geld.