Über das Thema Joiz im Analognetz habe ich mich schon früher geäussert. Ich bleibe dabei, es ist peinlich, dass man im Jahr 2011, wo diverse Länder das analoge TV ganz abschaffen, über solche Fragen diskutiert.
Mittlerweile haben einige Nationalräte eine Interpellation eingereicht. Dabei fällt auf, dass gerade die bürgerlichen Politiker ihre eigenen Prinzipien ignorieren. Heisst es immer, der Staat solle der Privatwirtschaft nicht unnötige Vorschriften machen, will man jetzt UPC Cablecom befehlen, welche Sender man im analogen Netz haben muss. Zumal auch die Interpellation das Urteil des Gerichts kaum beeinflussen kann, wie man auch in den Kommentaren sieht.
Wie ich schon sagte, man kann MTV durchaus aus dem analogen Netz werfen, dann gibt es wenigstens Content aus der Schweiz. Trotzdem stört mich diese Interpellation.
Man suggeriert, als wäre dieser Sender für die Jugend nicht erreichbar. Das ist aber nicht der Fall. Im Internet sieht man den Sender mittlerweile sogar in HD. Zudem: Ist es so abwegig, dass ein Jugendlicher sich eine Digicard anschafft oder Papa eben überzeugt – für unsere Printmedien natürlich schon.
Spannend auch: Die Hauptperson der Kampagne auf Seiten der Jugendverbände hat wohl nicht nur ein Problem mit der Politik der Cablecom, sondern auch mit der Flagge der Schweiz und deren Hymne. Also ich hab schon bessere Provokationen gesehen und vermutlich ging der Schuss derart nach hinten los, dass sogar die politischen Gegner Kapital schlagen werden – aber das ist offtopic.
Das Ziel soll es also sein, Joiz erreichbar zu machen, was ich grundsätzlich eine gute Idee finde. Das soll aber nicht geschehen, indem man auf eine veraltete Technologie setzt. Wenn man einem Provider wie UPC Cablecom schon Vorschriften macht, dann soll es nicht nur einen Sender, der immerhin privat finanziert ist, helfen – das wäre unfair. Wieso verbietet man der UPC Cablecom nicht einfach, das Grundangebot zu verschlüsseln? Die Idee kam schon vor einiger Zeit und war chancenlos. Ich weise darauf hin, dass die Aktion Medienfreiheit sich explizit für eine Grundverschlüsselung ausgseprochen hat – Freiheit = Zwangsbox. Leider habe ich jetzt die Namen der in dieser Organisation involvierten Personen vergessen. Vielleicht hat eine(r) von ihnen sogar etwas mit dieser Interpellation zu tun?
Mit einer solchen Idee aber, wäre Joiz plötzlich ein ziemlich vielen Haushalten empfangbar. Cablecom verdient dann an der Übertragung des Senders auch nichts mehr, wobei wohl schon jetzt eher die „Freaks“ mit ihrem Comfort Abo das Geld in die Kasse spülen. Ich finde es unverschämt, wenn man Cablecom vorwirft, nur Geld verdienen zu wollen, finanzielle Interessen von anderen – die auch ganz legitim sind – völlig ausblendet.
Zudem haben diese Politiker, wohl auf Stimmenfang, geschlampt. In der Schweiz gibt es 600‘000 Satelliten Haushalte, zudem noch DVB-T. Diese Haushalte können Joiz gar nicht empfangen. Was macht also ein Jugendlicher, welcher in einem Satelliten-Haushalt aufwächst?
Ich habe auf jeden Fall eine kritische Auseinandersetzung mit dieser Interpellation in den restlichen Medien vermisst. Aber vermutlich ist die kritische Betrachtung von Analog-TV etwas, was nur Nischenblogger machen.