Morgen stimmt die Schweiz über die Buchpreisbindung ab. Im Abstimmungskampf haben die Befürworter gezeigt, dass sie die Realität wohl nicht erkennen wollen. Dabei verweise ich nur auf die E-Books, vielleicht würde ein Verbot von diesen die kleinen Buchhandlungen retten. Aber jetzt hab ich genug politische Werbung gemacht.
Die „Buchindustrie“ wurde in den letzten Monaten auch Opfer von den bösen Mordkopiereren. Lange konnte man das Problem vernachlässigen. Es gab zwar schon früh PDF Versionen von Büchern, aber kaum einer wollte diese Dinger am Bildschirm lesen. Drucken wäre eine Lösung gewesen, aber bei einem Windstoss hätte man alt ausgesehen.
Mittlerweile gibt es Tablets und ein Kindle gibt’s für um die 100 Franken. Damit würde es auch attraktiver Bücher downzuloaden. Kommt dazu: Während ein Album an die 100 MB, ein Film auch mal 10 GB ist, ein Buch hat oft nicht mal 1 MB. Solche Daten können also ganz leicht verteilt werden.
Man dürfte also erwarten, dass die Verlage aus den Fehlern von Musik- und Filmindustrie gelernt haben. Man kann die bösen Piraten nicht stoppen. Doch dem ist nicht so. Man sehe nur das Drama um die verschiedenen Formate. Wieso braucht es DRM, wenn man sich das Buch auch gleich kostenlos besorgen kann?
Zum einen sind die Preise von E-Books noch immer sehr hoch. Ich bin zwar kein Verleger, doch in meinen Augen werden die Ersparnisse (Kein Lager, Kein Druck, Kein Versand, Keine Miete für Ladenlokal …) nicht genug weitergegeben. Gerne hätte ich auf einen Blogpost zum Thema verlinkt, der sich fundierter mit dem Thema beschäftigt, aber ich kann ihn nicht mehr finden. Gerne kann man mich auch anders belehren, aber bitte nicht so arrogant wie Autor John Scalzi. Es ist mir schon klar, dass für den Autor, Layout und so auch Kosten anfallen.
Zwei Aktionen der Buchindustrie zeigen mir, dass man durchaus auf dem Pfad der Musikindustrie ist.
Der Kindle verfügt über eine Sprachausgabe. Das ganze tönt total holprig und ist nicht wirklich ein Ersatz für ein richtiges Hörbuch. Wohl nur wenige würden diese Funktion nutzen. Wer sie aber nutzt hat vielleicht keine andere Wahl. Trotzdem: Die Verleger haben Amazon gedroht und können jetzt die Funktion bei ihren Werken sperren. Ich finde Verleger, welche dies tun, ziemlich unverschämt. Bald verbieten sie wohl auch, dass man ein Buch einer anderen Person vorliest.
In den USA kann man auf dem Kindle zudem Bücher ausleihen. Es ist so wie im richtigen Leben. Wenn ich mein Buch meinem Nachbarn gebe, dann kann er es kostenlos lesen. Ich kann es während dieser Zeit natürlich nicht lesen. Es ist also keine Kopie. Ich kann mein Buch, wenn ich es nicht mehr will, sogar verkaufen. Der Käufer zahlt dann 5 Franken (während ich 20 gezahlt habe). Er spart also 15 Franken, der Verleger verdient nichts und ich kann das Buch nicht mehr lesen. Es erstaunt mich, dass die Verleger noch keine Razzien auf Flohmärkten durchgeführt haben.
Verleger liefen aber genau gegen diese Funktion auf dem Kindle sturm. Amazon gibt jedem Verleger die Möglichkeit, seine Titel von dieser Ausleihe zu sperren. Für mich auch unverständlich, wieso ein Verleger ein Problem damit haben sollte. Eine solche Funktion könnte sich doch positiv auf den Verkauf auswirken. Die Piraten holen sich die Biografie von Steve Jobs innert Sekunden ohne Kosten auf das Gerät.
Ich kann die Politik der Rechteinhaber mal wieder nicht verstehen. Es ist legitim, mit einem Produkt Geld verdienen zu wollen. Wieso man aber mit sinnlosen Restriktionen wie ich sie grad erwähnt habe, ehrliche Kunden verärgert werde ich nie verstehen. Ich kann mir halt keine guten Freunde in der Politik leisten, die meine eigenen Interessen durchsetzen.
Danke für dein Beitrag. Ich persönlich bevorzuge ein Papier-Buch und werde solange diese bestellbar sind, solche kaufen. Bei Fachliteratur geht der Trend stark weg von Papierbüchern (z.B Oracle bietet seit Jahren keine gedruckten Kursunterlagen mehr an). Ich denke schon in ein paar Jahren wird es keine Fachliteratur mehr auf Papier geben.
Wenn nun die Buchindustrie ähnliche „Methoden“ anwendet wie die Musik-Mafia, werde ich nie ein eBook offiziell kaufen. So mach ich das auch bei Musik, denn diese Mafia hat meine Sympathie verspielt.