Zu den alten analog Zeiten konnte man die Sender aus der Schweiz bekanntlich nicht per Satellit empfangen. Der Grund war klar: Man hätte mindestens drei Transponder benötigt, dies wäre sehr teuer gekommen. Zudem war der Platz auf Astra begrenzt.
Die Lösung kam mit der Digitalisierung. Es war möglich, alle Programme auf einen Transponder zu legen. Die SRG entschied sich damals auf Hotbird zu senden. Dies war für die Haushalte in der Deutschschweiz ein Problem. Hotbird war eher ein exotischer Satellit, auf dem nur wenige deutschsprachige Programme zu sehen waren. Praktisch alle Satellitenhaushalte hatten ihre Schüssel auf 19.2 Grad Ost ausgerichtet. Somit musste man neben einer neuen Box auch einen neuen LNB haben. Oftmals reichte auch die 60cm Schüssel nicht aus, man musste oftmals auf eine 80cm Schüssel umsteigen.
Es gab damals auch Kritik, dass man nicht mit der d-box von Kirch empfangbar war. Heute wissen wir, dass es der richtige Entscheid war, auf Viaccess zu setzen.
Auf Hotbird gibt es heute fast keine analogen Sender mehr. Gerade mal 4 Transponder werden noch für analoge Ausstrahlungen benutzt. Schon früh hat man sich dort von den analogen Sendern verabschiedet und somit immer wieder Kapazitäten schaffen können.
Somit konnte sich SF auch im Jahre 2006 einen neuen Transponder sichern. Damit konnte man zum einen die Bitrate der Sender erhöhen, zum anderen hatte man Platz für HD suisse gesichert. Wäre man auf Astra gegangen, dann hätte man keinen zweiten Transponder bekommen und auch HD suisse nicht starten können, zumindest nicht per Satellit.
Vor einem Problem steht jetzt der ORF. Man möchte eigentlich erste Tests in HD machen. Leider gibt es aus Astra keinen Platz. 40 der 120 Transponder auf Astra werden mit analogen Programmen verstopft. Der ORF überlegt sich jetzt, seinen HD-Sender auf Hotbird zu senden. Dort wird spätestens mit dem Weggang von TPS einiges frei. Die Frage ist dann, wie viele Transponder sich Sky Italia unter den Nagel reissen will. Dort überlegte man sich allenfalls auf 10 Grad Ost zu gehen und somit würden die Dual-LNB auch in Italien Einzug halten.
Auch andere Anbieter stehen vor Problemen. Canal Digitaal aus den Niederlanden schaltet neue Programme auf 23.5 Grad Ost auf. Hier müssen sich die Kunden ebenfalls einen neuen LNB anschaffen.
Wir sehen also: Das analoge Fernsehen verhindert die Lancierung von HDTV Angeboten und neuen Diensten aus Astra. Auf Satellit gibt es freie Boxenwahl und digitale Set-Top Boxen sind für unter 100 Franken erhältlich. Nach 10 Jahren ist es einem Satelliten-Kunden durchaus zuzumuten, dass er halt ein bisschen Geld in eine neue Anlage investiert.
Doch wieso bleiben die Sender analog? Ich glaube, da gibt es drei Kategorien:
Call-In Sender haben so viele „gebildete“ Anrufer, dass es auch für einen analogen Transponder reicht. Die öffentlich-rechtlichen Sender können Geld ausgeben, das sie nicht verdient haben. Wieso also sparen wenn man einfach die Gebühren erhöhen kann? Die privaten Programme wie Pro 7 würden natürlich bei einer Digitalisierung mehr Konkurrenz bekommen.
Es fragt sich natürlich, wie Astra die Verträge formuliert hat. Zu lange dürften sie aber nicht mehr laufen und man wird kaum neue Verträge für analoge Transponder abschliessen. Somit wird auch irgendwann zwischen 2010 und 2012 das analoge Fernsehen per Satellit Geschichte sein – dann gibt es analoge Signale nur noch im Kabelnetz – Juhui!
Der Hauptgrund, dass die SRG-Programme nicht analog verbreitet worden sind, lag insbesondere daran, dass man entweder verschlüsselt senden musste oder die Rechte für den ganzen deutschsprachigen Raum erwerben musste. Deshalb gab es SRG-Programme nie analog über Satellit. Die gleiche Strategie hatte übrigens auch der ORF.
Grüsse
Ralf Beyeler
Ich glaube nicht, dass Astra in den Verträgen festgelegt hat, dass die Programme analog oder digital ausgestrahlt werden müssen. Man hat einfach einen Transponder vermietet und der Anbieter kann selbst entscheiden, was er damit machen will. Jeder deutsche Anbieter, der heute Digital-Only-Verbreitung setzen würde, würde Zuseher verlieren und damit auch Werbeeinnahmen. Also lässt man die Programme weiterhin analog verbreiten, bis das Digital-TV-Angebot akzeptiert ist.
Grüsse
Ralf Beyeler
Hallo Ralf
Also die Niederländer waren damals mit RTL 4 und RTL 5 analog auf Astra. Die waren auch codiert. Daher glaube ich wohl an die Kosten für die Transponder.
Ich bezweifle auch, dass SES neue Verträge für analoge Transponder abschliesst. Man hat ja mit Entavio eine eigene digitale Plattform.
Zudem fallen auf Satellit die Nachteile aus dem Kabel weg. Freie Boxenwahl und Sat-Kunden hatten schon immer zwei Fernbedienungen 😉
Hallo Chris
Genauso wie damals auch Teleclub oder Premiere analog auf Astra ausgestrahlt worden ist, die hätte aber ein zusätzliche Box erfordert, um das Programm zu entschlüsseln.
Bei Sat benötigt man per se einen Receiver, so dass es aus Sicht des Konsumenten keine Rolle spielt, ob jetzt analog oder digital. Die Sender haben trotzdem Angst.
Meines Wissens schliesst Astra jeweils Verträge für ganze Transponder ab und wie diese genutzt werden, schreibt Astra nicht vor (ansonsten könnte ein Anbieter ja nicht von Analog auf Digital wechseln).
Grüsse
Ralf Beyeler