Die Hinweise verdichten sich, dass der Iran tatsächlich einige Transponder auf Hotbird stört. Dabei hat es offenbar auch den ARD-Transponder erwischt. Gestern frage @BarJack auf Twitter, wie man einen Satelliten blockieren könne. Das ist natürlich nicht möglich, die BBC hat sich hier etwas unklar ausgedrückt.
Eutelsat könnte den Beam von Hotbird verlegen, was natürlich unrealistisch ist. Der Iran kann den Empfang auch nicht verhindern, dazu gibt es zu viele Schüsseln. Auch eine Sonneklappe werden wir bis auf weiteres nur in den Simpsons sehen. Kurz: Der Empfang von Hotbird im Iran kann nicht komplett verhindert werden.
Es gibt aber die Möglichkeit, das Signal zu stören. Ein Sender muss natürlich irgendwie zum Satelliten gelangen. Dafür sind Schüsseln nötig, welche senden können, auch Uplinks genannt. Als TeleZüri vom Westfest gesendet hat, hatte man auch eine kleine Uplink-Antenne dabei. Diese sendete das Signal zu einem speziellen Transponder auf Eurobird, 8 (oder 5) Grad West.
Diese Antenne hat aber eine relativ geringe Leistung, sie dient schliesslich auch nur zur Übertragung ins Studio. Für die richtigen Programme werden massiv grössere Schüsseln eingesetzt. Als Teleclub noch auf Astra analog war, erfolgte der Uplink von Zürich-Herdern aus. Der Uplink von SF steht ebenfalls in Zürich und hat einen Durchmesser von 9 Metern, der Backup steht in Lugano (Merci Marco).
So ein Uplink ist aber eine komplizierte Sache. Im Gegensatz zu einen Kurzwellensender kann man ihn nicht einfach basteln. Aus diesem Grund gibt es auch relativ wenige Fälle von Satellitenpiraterie. Wohl würde auch eine Schüssel mit 9 Meter Durchmesser im Garte ziemlich auffallen.
Der wohl spektakulärste Fall von Satelliten-Piraterie war Captain Midnight. Er war 1986 genervt, dass er als Satellitenzuschauer für den Sender HBO bezahlen musste. Als überdeckte er das Signal von HBO. Er arbeitete in einer Uplink-Station in Florida, hatte also Zugang zu solchen Geräten. Da der Täterkreis relativ klein war, wurde er schliesslich auch erwischt und FCC hat an ihm ein Exempel statuiert.
Wenn man also einen solchen Uplink hat, kann man die Uplink-Frequenz eines anderen Senders stören. Hat man eine zu schwache Leistung, dann passiert gar nichts. Ist man etwa gleich stark wie das normale Signal kommt es zu Störungen und das Programm kann nicht mehr empfangen werden.
Schafft man es schliesslich das Signal zu überdecken ist man auf den Bildschirmen zu sehen. Allerdings dürfte die Reaktion des Senders nicht lange auf sich warten lassen und man erhöht dort wieder die Leistung. Dabei muss man aufpassen, dass man den Transponder nicht beschädigt, das würde sehr teuer werden.
Israel hat während des Libanonkriegs das Signal des Hizbollah-Senders Al Manar überdeckt und eine Rede von Nasrallah gestört. Dabei hat man das Signal überdeckt und die Botschaft „Your day is comming“ gesendet.
Natürlich hat nicht jeder einen solchen Uplink verfügbar. Es ist wohl klar, dass ein Mitarbeiter in einer Uplink-Station für einen solchen Scherz sofort einen Job verlieren würde und auch noch mit weiteren Strafen rechnen müsste. Keine Angst, ich werde also nicht das Signal vom analogen Pro 7 Transponder überdecken 🙂
Ohne grosse Verschwörungstheorien zu spinnen, sollte es klar sein, dass ein Staat wie Iran durchaus über solche Geräte verfügt. Natürlich gibt man dies nicht offiziell zu.
Manchmal kann es auch ungewollt zu Störungen kommen. So hat offenbar eine Radaranlage der UNIFIL-Truppen im Libanon den israelischen Anbieter HOT gestört.
Im aktuellen Fall glaube ich aber nicht an Zufall. Dazu fallen zu viele Ereignisse auf diesen Zeitraum und dann hat es auch gleich den „richtigen“ Transponder erwischt.
Ich behaupte hier auch nicht, dass es im Iran Wahlfälschungen gegeben hat, dazu kenne ich die Situation zu wenig. Offenbar ist die Aussenpolitik für viele Iraner nicht so wichtig, zumal ohne den Segen von Khamenei sowieso nichts geht. Wenn es aber sein Staat nötig hat, kritische Blogger in den Knast zu werfen, fremde Journalisten an der Arbeit zu hindern und offenbar gar andere Sender zu stören, dann habe ich doch ein Problem damit.
Ich bin gespannt, wie Eutelsat sich gegen diese Störungen wehren wird. Wie ich gehört habe, könnte man den Öffnungswinkel eines solchen Transponders verkleinern. Somit könnte man nur noch über einem gewissen Gebite uplinken. Vermutlich wird BBC Persian aus London gesendet. Dies könnte als Abwehrmassnahme durchaus funktionieren.