Politiker versuchen immer den Nerv des Volkes zu treffen, Emotionen zu schüren. Man greift also Themen auf, welche das Volk so richtig aufrütteln. Welche Themen rütteln auf? Ist es die angebliche schleichende Islamisierung der Schweiz, die Gehälter von Ospel und co? Nein, es gibt ein Thema, bei welchem der Wutbürger so richtig ausrasten kann – die Gebühren von SRF oder generell die Tatsache, dass man für Unterhaltung an der Glotze zahlen muss. Da geht es in den Kommentaren richtig ab. Das Niveau von Befürworter und Gegner kann jeder selbst für sich zur Kenntnis nehmen.
Ich habe hier im Blog die SRG immer wieder gebasht kritisiert und auch Alternativen zur Billag vorgeschlagen, diese passen aber nicht in einen Satz. „Schaue nie SF“ hört man immer wieder, ich glaub das aber schlicht und einfach nicht. Aber natürlich ist das in den Talkbacks nur ein „linker Propagandasender“. Kleine Gegenfrage – was sind Schweiz 5 und Star TV?
Mir ist klar, dass 462 Franken für einige viel Geld sind. Aber es gibt da Ausgaben, die sind noch viel höher. Krankenkasse zum Beispiel. Da zahlt man locker man 462 Franken pro Monat und nimmt oft viele Jahre keine Leistungen in Anspruch. Offenbar können aber mit den Gehältern von Vasealla und co. keine Emotionen geschürt werden. Immerhin ist das Menschenrecht auf kostenloses TV viel wichtiger. Ein Menschenrecht, dass primär deutschsprachige Länder kennen.
Dabei ist es auch egal, wenn man Grundwerte der Schweiz begraben will. Ein Tessiner zahlt die gleichen Gebühren wie ein Zürcher. Wieso soll er also nur einen Sender haben? Diese Leute „schmarotzen“ lieben bei anderen Sendern. Immer wieder lese ich in den Kommentaren, dass man auch bei ARD oder ORF schauen kann. Ich habs schon mehrmals geschrieben: Wir zahlen keinen Rappen für diese Sender und es ist einfach Glück, dass wir diese sehen können. Schauen diese Leute dann den Sonntagsfilm auf Pro 7 Schweiz oder ORF? Sind sie so fair, die Werbung zu sehen?
Aber eben: Frau Rickli ist ein genialer Schachzug gelungen, zu dem ich ihr gratuliere. Ihr Arbeitgeber profitiert, der bekanntlich Werbung für private Stationen verkauft. Viele „Fernseh-Experten“ werden sie wohl auch auf den Wahlzettel schreiben (junges Blut in Bern ist sicherlich wünschenswert) und es sollte wohl auch klar sein welche Partei profitiert wenn Polit-Talks auf Schweiz 5 anstatt SF 1 laufen. Klar ist auch, dass die Printmedien, welche die Petition pushen, im Wettbewerb zu SRF stehen.
Ich sage übrigens nicht, dass bei SRF alles in Butter ist. Natürlich kann man sich überlegen ob einige Sendungen nicht besser im Privat-TV oder Pay-TV aufgehoben sind. Aber auch hier zeigt sich der Egoismus der Unterzeichner „Ich schaue nie Hopp de Bäse ABSCHAFFEN!“. Ich schaue die Sendung auch nicht, gönne sie aber zum Beispiel meinen Grosseltern.
Die Initianten haben kaum ein Interesse, die Probleme bei SRF zu lösen. Zuerst sollte man vielleicht die Struktur dort ein wenig ändern. Natürlich fehlt es an Transparenz. Aber mit der Senkung der Gebühren löst man dieses Problem sicher nicht. Ein Benutzer von digi-tv.ch weist auf das Problem mit der Trägerschaft hin.
Es ist eben viel komplexer. Leider aber sind viele Personen viel zu unkritisch. Da glaubt man sogar, dass die US-Sender wie FOX und ABC wenig Werbung senden. Naja, nicht jeder hat einen Hobby-Blog und befasst sich intensiv mit „TV-Politik“, auch im Ausland.
Das Thema wird uns sicher noch lange befassen, aber nicht vergessen – unser Land hat ein paar andere Probleme als Ausgaben von 1.30 pro Tag.